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…diese seltenen Tage, an denen sich alle Strapazen der vergangenen Wochen scheinbar wie aus dem Nichts auflösen und du weisst: Alles ist wieder gut!

Diese Tage bescheren dir ein Gefühl der absoluten Freiheit. Einer Freiheit, welche in einem Himmelbett vor dir liegt und du dich darin herrlich herumwälzen kannst. Unbegrenzt!

Deine Wege der Wochen zuvor waren gepflastert von einem Diebstahl deiner Handtasche mit Geldbörse, in welcher sich wirklich jedes überlebensnotwendige Kärtchen befand. Sogar die Kärtchen deiner Freundin befanden sich noch darin, da (frau kennt es ja) es einfach SO praktisch ist, nur eine Handtasche dabei zu haben. Aber zu verlockend war halt die Vorstellung, ohne Jäckchen am Lords Of The Underground Konzert herumzuhüpfen, deshalb schnell mal weg mit dem Täschen und sich entblössen. Wohl einige Sekunden zu lang gedauert, die Entblössung…

Felsen eines Steinschlages säumten danach deinen Weg, da es schier unmöglich ist, ohne Kärtchen an Bargeld zu gelangen, geschweige denn ein neues Smartphone zu ergattern, denn dazu benötigst du eine Identitätskarte (oder du hast das wahnsinnige Glück, eine Mitarbeiterin sehr gut zu kennen, welche dir aus dieser Misere hilft).

Mitten in der Nacht findest du dich also wieder, in Bern… Ohne Geld, ohne Handy, ohne ID, ohne Identität – Sans-Papier deluxe. Yay. Hiphiphurra.

Strömende Sturzbäche erschweren dir zu dem deinen Weg, da dein Auto seit Wochen im Service auf seine vielen Operationen wartete und trotz der Reperaturen rattert dein Baby durch die MFK durch.

Somit hast du nun auch keinen Fahrzeugausweis bei dir, den du aber für die Bestellung eines neuen Führerausweises benötigen würdest. (Funny Fact: Bestell mal nen neuen Fahrzeugsausweis ohne ID… Du brauchst einen Neuen? Kein Stress! Die sind ganz lustig, die von der MFK… Kein Problem, komm einfach persönlich vorbei und bring deine ID mit! Hahaha. Selten so gelacht im Fall.)

Die Kluge reist im Zuge heisst es deshalb nun fortan, wäre da nur nicht das Problem mit dem fehlenden Halbtaxabo (neu Swisspass). In den Genuss dieses Passes kommst du natürlich nur in Begleitung mit einer ID. So steigst du zwar auf den Zug um auf deinem steinigen Weg (Xavier Naidoo ich huldige dir), fährst jedoch zum regulären Preis über die Bergpässe und dies nicht minder wackelig (und überteuert).

Doch auch die wohlverdiente Zigarettenpause auf dem maroden Bänklein auf deinem Wege wird dir verwehrt, da dir dein Einkauf von Zigaretten mit deinen 30 Jahren am Kiosk verunmöglicht wird, da du dich ja ohne ID nicht ausweisen kannst. (Ich weiss, ich weiss, eigentlich ein Kompliment mit 30 nicht wie 30 auszusehen, trotzdem – kann mal jemand das Lebenskarussell anhalten bitte?) Von nem lecka Bierchen ganz zu schweigen.

Selbstverständlich kommst du auf deinem steilen Pfad an einem Lazarett vorbei, wo du ausgerechnet deine Krankenkassenkarte vorweisen müsstest – auch hier chancenlos. Tschüss MRI. Ein andermal dann halt.

Auf den letzten paar Metern vor dem vermeintlichen Ziel, die Erklimmung des Gipfels scheint dir unmöglich, kommt dir der Gedanke, einen Lieblingssong zu hören. Er soll dich beflügeln und über die letzten Hürden tragen. Aber selbstverständlich ist deine Musikbibliothek auf deinem Gerät nun auch Geschichte, durch Kartensperrungen und neuem Smartphone. Deine jahrelang sorgfältig ausgewählten und gesammelten Songkollektionen rutschen einfach so in eine Felsspalte – auf Nimmerwiedersehen.

(Aufruf an alle Leser: Schickt mir euren Favoritesong!)

Doch dann, dann kommt der Tag, an dem dir im Ziel endlich deine neue ID ausgehändigt wird. Sie strahlt dich an, du hälst sie in die Höhe wie eine Trophäe. Dass du dich auf dem Foto zwar nicht wiedererkennst, ist ja zweitrangig, hauptsache Ripol ist damit zufrieden, gell…

Du darfst nun wieder offiziell das Land verlassen (und könntest nun am verpassten Polterweekend in Freiburg teilnehmen – leider drei Wochen zu spät. Autsch, das tat weh!) Auto fahren, kannst wieder Musik downloaden, dich ausweisen am Kiosk und im Spital wirst du wieder als Mensch behandelt.

Neue Rapkonzert können besucht werden, generell können wieder Konzerttickets gekauft werden, nun auch in charmanter Begleitung, welche frau wohl nicht kennen gelernt hätte, wäre es nicht zum Diebstahl gekommen (jaaa, alles hat auch sein Gutes…)

Alles, alles ist wieder gut!

Sogar deine Versicherung hat dir dein Geld des Verlustes überwiesen, eine Sitzung von Freitagabend wird abgesagt und die horenden MRI Kosten wurden auch abgedeckt.

Die Gewissheit, dass ohne die Hilfe deiner Freundinnen und Freunde, dich der Weg des Grauens mitten in der Nacht vor der Reithalle Bern, gnadenlos verschlungen und die Irrpfade des Lebens dich direkt in den Vorhof der Hölle geführt hätten, ist nun mehr als deutlich.

Deshalb:

Danke Mila

Danke Jolli

Danke Tim und Scream

Danke Jan

Danke Thomaso

Danke den bemühten Leuten der Halle

Und auch ein grosses Danke an die nicht direkt Beteiligten der Nacht:

Öfä, Nathi, Andie, Silvi, Laura, Frau H., Paps (keine Freundin 😉 ), Bettina und danke danke danke an alle, die ich noch vergessen habe!

Eine Frage bleibt trotzdem:

Warum muss dir zuerst alles genommen werden, bevor du erkennst, für was du alles bereits heute schon unendlich dankbar sein kannst?

Und passt verdammt nochmal auf eure ID auf!Hösch!

§37 · Juni 9, 2016 · Allgemein · (No comments) ·


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